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Mark Fox

Die schweizerische Woche der Religionen und die Britische interreligiöse Woche

Die Schweiz war eines der ersten Länder, welches eine «Woche der Religionen» einführte, die nun jedes Jahr in vielen Ländern stattfindet. Ich habe in den letzten beiden Jahren an diesen Veranstaltungen teilgenommen, ebenso wie an der britischen «Interfaith Week». Es gibt einige interessante Vergleiche zwischen ihnen.

In den letzten zwei Jahren habe ich im Rahmen meiner Forschungsarbeit über den interreligiösen Dialog in der Schweiz an einer Reihe von Veranstaltungen im Rahmen der «Woche der Religionen» teilgenommen. Dies bot mir die Möglichkeit, sie mit der britischen «Interfaith Week» zu vergleichen, an der ich seit vielen Jahren teilnehme. Die Unterschiede zwischen den beiden Veranstaltungen verdeutlichen einige der Gegensätze in der schweizerischen und britischen Religionslandschaft. 

Die erste Schweizer «Woche der Religionen» fand 2007 statt und wurde von IRAS COTIS, einer 1992 gegründeten NGO, ohne direkte Beteiligung der Regierung organisiert. Überraschenderweise gab es in Grossbritannien, welches nur eine einzige offizielle Staatsreligion hat, trotz starker Einwanderung die erste britische interreligiöse Woche erst 2008 – ein Jahr nach der Schweiz. 

Staatliche Beteiligung

Während es sich bei der Schweizer NGO um einen unabhängigen Verein handelt, sind die britische Zentralregierung und die lokalen Behörden aktiv an der britischen NGO beteiligt, die für die «Interfaith Week» verantwortlich ist. Das Problem, mit dem sich die britische Regierung und andere befassen wollte, war jedoch der Rassismus, und nicht die Förderung des religiösen Dialogs[1]. Die «Interfaith Week» war eine konkrete Antwort auf einen Bericht der britischen Regierung mit dem Titel «Face to Face and Side by Side – A Framework for Partnership in our Multi Faith Society». 

Die schweizerische «Woche der Religionen» begann anders, nämlich als spontane Eigeninitiative der Religionsgemeinschaften.

Die schweizerische «Woche der Religionen» begann anders, nämlich als spontane Eigeninitiative der Religionsgemeinschaften. Beide «Wochen» sind Teil einer rasch wachsenden Zahl von nationalen «Wochen», die die interreligiöse Kommunikation in den Ländern fördern sollen. Im Jahr 2010 hat die UNO die Einrichtung einer Weltwoche der interreligiösen Harmonie gefördert, die jedes Jahr im Februar stattfindet. Der jüngste Bericht listet Aktivitäten mit nationalen Religionswochen in 26 Mitgliedsstaaten auf. Darunter befinden sich Länder mit einer langen Geschichte der Toleranz und des friedlichen Zusammenlebens wie Kanada, aber auch solche, in denen die Religion weiterhin eine Quelle von Kontroversen und Spannungen ist, wie Nigeria oder Pakistan.

Die Unterschiede zwischen der Schweizer «Woche der Religionen» und der britischen «Interfaith Week» ergeben sich zum Teil aus der Geschichte und zum Teil aus den fortbestehenden kulturellen Unterschieden zwischen ihnen. Insbesondere ist der britische Nationalstaat involviert, während in der Schweiz die Eidgenossenschaft abwesend ist[2]. Im letzteren Fall ist die Religion zwischen den Kantonen und den lokalen Städten und Gemeinden aufgeteilt. Ich habe zwar versucht, die «Britische» mit der «Schweizer» Woche zu vergleichen, doch kann es sich dabei nur um einen ungefähren Vergleich handeln, da die «Schweizer» Woche in Wirklichkeit aus der Summe der verschiedenen lokalen Regelungen besteht.

Zur Eröffnung der «Woche der Religionen 2008»: Musik als Kulturbrücke am Sonntag, 2. November in der Kirche St. Peter Zürich mit dem CHOR DER NATIONEN, einem Orchester, Perkussion, Orgel, Klavier und indischem Tanz. Veranstalter: Interreligiöser Runder Tisch im Kanton Zürich, Evangelisch-reformierte Landeskirche des Kantons Zürich, Römisch-katholische Kirche im Kanton Zürich, Christkatholische Kirche Zürich, Israelitische Cultusgemeinde Zürich, Jüdische Liberale Gemeinde Zürich, Vereinigung Islamischer Organisationen Zürich VIOZ, Schweizerische Buddhistische Union Kanton Zürich. Bild Christoph Knoch

Historischer Unterschied

Die erklärten Ziele der interreligiösen Wochen in der Schweiz und in Grossbritannien sind, wie auf den Websites der NGOs in den beiden Ländern zu lesen ist:

Schweiz

  • Die Woche der Religionen fördert eine offene Haltung gegenüber Menschen anderer Religionen und macht die religiöse und kulturelle Vielfalt sichtbar. Damit leistet sie einen wichtigen Beitrag zum religiösen Frieden in der Schweiz.

Grossbritannien

  • Stärkung der interreligiösen Beziehungen auf allen Ebenen
  • Stärkung des Bewusstseins für die verschiedenen und unterschiedlichen Glaubensgemeinschaften in Grossbritannien, insbesondere durch die Würdigung und den Ausbau des Beitrags, den ihre Mitglieder in ihren Nachbarschaften und in der Gesellschaft insgesamt leisten
  • Verbesserung des Verständnisses zwischen Menschen mit und ohne religiöse Überzeugungen.

Die Organisatoren in beiden Ländern sehen den religiösen Frieden als förderlich für den sozialen Zusammenhalt über die Mitglieder der beteiligten Religionen hinaus an. Im Falle Grossbritanniens hat die britische Regierung die «Interfaith Week» als spezifische Reaktion auf rassistische Spannungen gefördert, da ein grösserer Anteil der britischen Einwanderer aus Asien und Afrika stammt. In der Schweiz organisierte und förderte zunächst ausschliesslich die NGO IRAS COTIS die «Woche der Religionen». Die Spannungen zwischen den verschiedenen christlichen Konfessionen, die in der Schweiz bis vor kurzem noch eine grössere Kluft darstellten als in Grossbritannien, werden ebenso thematisiert wie die Integration neuerer Minderheitenreligionen.

Das Ergebnis sind 26 verschiedene Standpunkte, die von einem starken Engagement in Kantonen wie Zürich, Basel oder St. Gallen bis hin zu gar keinem staatlichen Engagement in Kantonen wie Genf oder Neuenburg reichen. Kantone wie Genf stellen Mittel zur Förderung des Religionsfriedens bereit, halten aber stark an der Trennung von Religion und Staat fest, beeinflusst von der französischen Lehre der Laïcité. Der Kanton Zürich als anderes Beispiel ist im Zürcher Forum der Religionen vertreten, das viele Veranstaltungen während der Woche der Religionen aktiv organisiert. Bei IRAS COTIS, der eigentlichen Koordinatorin und Organisatorin, ist der Kanton Zürich jedoch nicht direkt involviert. Bisher habe ich bei Veranstaltungen der Woche der Religionen nur Vertretende der Gemeinden oder der Städte getroffen, nicht aber Vertretende der Kantone oder des Bundes.

Woche der Religionen 2011 in Solothurn. Bild: Sabrina Balmer

Die schweizerische «Woche der Religionen» und die britische «Interfaith Week» überlappen sich in der zweiten Novemberwoche, wobei es auf beiden Seiten einige wenige Veranstaltungen gibt. Selbst hinter dieser Ähnlichkeit verbirgt sich ein Unterschied im kulturellen Ansatz. Der Zeitpunkt der schweizerischen Veranstaltung wurde pragmatisch gewählt, um Überschneidungen mit den Feiertagen aller Religionen und den wichtigsten weltlichen Feiertagen so weit wie möglich zu vermeiden. Die Briten begehen jedes Jahr am ersten Sonntag im November den Remembrance Sunday mit Gottesdiensten im ganzen Land zu Ehren der Gefallenen der beiden Weltkriege. Der Zeitpunkt für die interreligiöse Woche wurde nach einem ideologischen Prinzip gewählt: Sie sollte dem Remembrance Sunday folgen, um eine religiöse Friedensbotschaft zu vermitteln und zu betonen, dass religiöse Streitigkeiten als Kriegsursache vermieden werden sollten.

Kulturelle Gemeinsamkeiten und Unterschiede 

Trotz der historisch bedingten Unterschiede bei der Gründung und der Herangehensweise an das Thema Religion ist das Programm beider Einrichtungen im Grossen und Ganzen ähnlich. In beiden gibt es interreligiöse Gottesdienste und Dialoge sowie Veranstaltungen, die sich mit den Einstellungen der verschiedenen Religionen zu allgemeineren weltlichen Themen befassen. Diese können von vorhersehbaren und unumstrittenen Themen wie Umweltfragen bis hin zu problematischeren Themen wie dem moralischen Dilemma des Pazifismus reichen. Diskussionen zu diesem Thema fanden dieses Jahr in Zürich und Ashford statt, eine Stadt in Süd-England. Kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte, Veranstaltungen mit verschiedenen Küchen und Vorträgen zur Erläuterung der religiösen Bedeutung von Gemälden oder Skulpturen fanden in beiden Ländern statt. Es gab auch interreligiöse Veranstaltungen wie beispielsweise inklusive Bildungsveranstaltungen, die das gesamte Altersspektrum von Kindern bis zu Postgraduierten abdeckten.

Ein grösserer Unterschied findet sich in den Ansätzen von Staat und Religion, wenn es um soziale Wohlfahrt geht. Britische religiöse Institutionen engagieren sich aktiv in der Sozialfürsorge, obwohl es keine direkte Entsprechung der germanischen Lehre der «Diakonie» als kohärente religiöse Aktivität gibt. Ein «Tag der Diakonie», der 2021 im Zürcher Grossmünster stattfand, unterschied sich auffallend von ähnlichen britischen Veranstaltungen. Während sowohl religiöse als auch nicht-religiöse Kantonsvertreter teilnahmen, wurden die Diskussionen in zwei getrennten Panels geführt, von denen das eine nur aus religiösen und das andere aus säkularen Vertretern bestand. Zwischen den beiden Panels brachte eine Kaffeepause Abstand. Natürlich ist dies nur ein Beispiel, und anderswo werden möglicherweise andere Ansätze verfolgt. Bei derartigen Veranstaltungen im Vereinigten Königreich werden religiöse und säkulare Perspektiven immer bewusst in einem Panel kombiniert, um den Dialog zwischen beiden zu fördern.

Es ist möglich, bei den Veranstaltungen in beiden Ländern lokale kulturelle Eigenheiten festzustellen. Sie können ungewollt zeigen, wie unflexibel die alte Kultur bei der Anpassung an neue Veränderungen ist.

Es ist möglich, bei den Veranstaltungen in beiden Ländern lokale kulturelle Eigenheiten festzustellen. Sie können ungewollt zeigen, wie unflexibel die alte Kultur bei der Anpassung an neue Veränderungen ist. Das ist nicht unbedingt negativ, aber die Organisatoren müssen sich der versteckten Botschaften in der Kommunikation bewusst sein. Ein Beispiel dafür ist die interreligiöse Zugfahrt in Graubünden, die vermutlich organisiert wurde, um die praktische Schwierigkeit zu überwinden, die religiösen Zentren eines dünn besiedelten Gebietes einzubeziehen. Es wäre unwahrscheinlich, dass ein solches Ereignis in einem ähnlichen Gebiet im Vereinigten Königreich stattfinden würde. Der Grund dafür ist, dass die britische Eisenbahn keineswegs ein beliebter Teil der lokalen Identität ist, wie dies in der Schweiz der Fall ist. In Grossbritannien rufen Eisenbahnen oft negative Assoziationen mit ländlicher Abgeschiedenheit hervor. Dies ist auf die massenhafte Stilllegung wenig genutzter Strecken in den 1960er Jahren zurückzuführen, die auch 60 Jahre später noch umstritten ist. So kann eine ähnliche Aktivität in jedem Land als unterschiedliche Botschaft interpretiert werden.

Woche der Religionen 2013 in Bern.

Ein weiteres Beispiel dafür, wie wichtig es ist, das Zusammenspiel zwischen den Aktivitäten der «Woche der Religionen» oder der «Interfaith Week» und den lokalen kulturellen Unterschieden zu verstehen, zeigt der Vergleich der Programme in Schottland mit denen in England und Wales. Ersteres hat deutlich mehr Veranstaltungen mit Bezug zur Spiritualität als in anderen britischen Regionen. Dies könnte auf vorchristliche heidnische und spirituelle Überzeugungen und Bräuche zurückzuführen sein, die in Schottland und insbesondere auf den schottischen Inseln stärker fortbestehen als im Rest Grossbritanniens.

Geografische Unterschiede 

Beide Länder weisen eine sehr ungleiche geografische Verteilung der Veranstaltungen auf, was auf die Bevölkerungsdichte zurückzuführen ist, aber nicht nur darauf[3].  Wie erwartet finden in Zürich und London die meisten Veranstaltungen statt, aber die genaue nationale Gesamtzahl und der Ort können nicht mit Sicherheit angegeben werden. In der Schweiz listete IRAS COTIS auf ihrer Website für 7 Kantone keine Veranstaltungen für die Woche der Religionen 2022, was jedoch nicht bedeutet, dass keine Veranstaltungen stattfanden. Da es keine direkte staatliche Förderung gibt, können die Partner in den Kantonen und Gemeinden nur gebeten werden, die in ihrem Gebiet stattfindenden Veranstaltungen zu koordinieren und aufzulisten. Eine erfolgreiche Überzeugungsarbeit kann von der Zusammenarbeit im Netzwerk auf individueller Ebene abhängen. Paradoxerweise wurden in Genf und Neuchâtel, wo die kantonale Trennung von Religion und Staat am strengsten ist, Veranstaltungen aufgelistet, einfach weil der Mechanismus und das Netzwerk zur Sicherstellung der Kommunikation mit IRAS COTIS vorhanden waren.

In Grossbritannien sind die Veranstaltungen der «Interfaith Week» weniger von der Region oder dem Bevölkerungsschwerpunkt abhängig, sondern eher von der religiösen Vielfalt.

In Grossbritannien sind die Veranstaltungen der «Interfaith Week» weniger von der Region oder dem Bevölkerungsschwerpunkt abhängig, sondern eher von der religiösen Vielfalt. In Wales, mit einer Bevölkerung von über drei Millionen auf einer Fläche, die etwas mehr als halb so gross ist wie die Schweiz, fanden nur in zwei Städten Veranstaltungen statt. Bei der britischen Volkszählung 2021 wurde Wales ausserhalb dieser beiden Städte als eine der am wenigsten vielfältigen Regionen Grossbritanniens ausgewiesen. In der Schweizerischen Eidgenossenschaft hingegen werden die ankommenden Flüchtlinge, die grösste Quelle religiöser Vielfalt, entsprechend der Gewichtung der bestehenden kantonalen Bevölkerungen auf die Kantone verteilt. Dies hat zu einer relativ weiten Verbreitung der neueren Religionen geführt, wobei die Zahl der Anhänger:innen selbst in dünn besiedelten Gebieten verhältnismässig ähnlich ist. 

Woche der Religionen 2018 in Nidau.

Aufgrund der Zuwanderung von Menschen mit nicht-christlichen Religionszugehörigkeiten ist es zu einer gewissen Konzentration in einigen Gebieten gekommen, aber die Verteilung ist viel gleichmässiger als in Grossbritannien. Der Anteil der Muslim:innen an der Bevölkerung beträgt in der Schweiz selbst in den Gebieten mit einer stärkeren Konzentration wie Bern oder Aargau etwa 6 % der Bevölkerung. In Grossbritannien sind die Migrantenpopulationen sowohl auf nationaler Ebene als auch in den lokalen Gebieten viel stärker konzentriert. Der Anteil der muslimischen Bevölkerung in der Schweiz und in Grossbritannien an der Gesamtbevölkerung ist ungefähr gleich hoch (6.5 %), aber im Vereinigten Königreich leben 76 % der Muslime in nur vier Regionen (London, West Midlands, North West und The Humber). Die lokale Konzentration ist sogar noch grösser: In London machen Muslime 12.4 % der Gesamtbevölkerung aus, in zwei der dreiunddreissig Londoner Stadtbezirke jedoch mehr als 30 % der Bevölkerung. 

Grossbritannien und die Schweiz ähneln sich darin, dass sie trotz des grösseren staatlichen Engagements in Grossbritannien auf lokale Verbindungen und Begeisterung für interreligiöse Veranstaltungen angewiesen sind. Dies lässt sich anhand der unterschiedlichen Beteiligung zweier benachbarter Londoner «boroughs», das britische Äquivalent zu Gemeinden, veranschaulichen. Ealing und Hillingdon haben beide etwas mehr als 300.000 Einwohner und sind in ähnlicher Weise religiös vielfältig: Hillingdon besteht zu 17 % aus Muslim:innen und zu 13 % aus Hindus, Ealing zu 16 % aus Muslim:innen und zu 9 % aus Hindus, und beide haben auch eine Mischung aus anderen Religionen und Ethnien. In Hillingdon gab es während der Interfaith Woche aufgrund eines aktiven Zweigs des Interfaith-Netzwerks zehn Veranstaltungen, in Ealing nur eine.

Besucherzahlen an den Veranstaltungen

Weder in der Schweiz noch in Grossbritannien werden Anwesenheitslisten geführt. Es besteht die berechtigte Sorge, dass die Angst vor Überwachung abschreckend wirken könnte. Anonymisierte Klickzählungen könnten jedoch diskret durchgeführt werden. Seltsamerweise ist in der Schweiz, wo der Schutz der Privatsphäre eine grössere Tradition hat, oft eine Vorabregistrierung erforderlich, die im Vereinigten Königreich nicht verlangt wird. Ich bin jedoch noch nie von einer Veranstaltung abgewiesen worden, weil ich mich nicht angemeldet hatte, und nur einmal wurde mein Name mit einer Liste abgeglichen. Natürlich sollte man sich bei der interreligiösen Programmgestaltung nicht allein von Zahlen leiten lassen, und eine einfache Aufzählung von Zahlen ohne Berücksichtigung von Variablen, zum Beispiel ob es sich um eine Stadt oder ein ländliches Gebiet handelt, wird kaum Informationen liefern. Es wäre jedoch ein Anfang für den Aufbau einer vergleichenden Datenbank, um herauszufinden, ob beispielsweise rein gesellige Veranstaltungen beliebter oder unbeliebter sind als Vorträge, wie die Besucherzahlen tagsüber im Vergleich zu denen nach Feierabend aussehen und so weiter.

Woche der Religionen 2016 in Bern. Bild: Adrian Ackermann

Ein erstes Fazit

Die Schweiz und das Vereinigte Königreich gehörten zu den ersten Ländern, die nationale Religionswochen einführten, und die interreligiösen Aktivitäten nehmen rasch zu. Beide Länder haben sehr unterschiedliche Initiativen gestartet, die aus unterschiedlichen Ansätzen religiösen Engagements hervorgegangen sind, wenn auch nur im Abstand von einem Jahr. Grossbritannien hat eine zentralisierte nationale Regierung und eine einzige etablierte Religion. Die Schweiz ist ein föderaler Staat, in dem religiöse Angelegenheiten weitgehend auf kantonaler Ebene geregelt sind und die Beziehungen zwischen Staat und Religionen sehr unterschiedlich sind. Während in Grossbritannien der Staat aktiv beteiligt ist, geht von der Bundesebene in der Schweiz keine Aktivität aus und die kantonalen Beteiligungen unterscheiden sich erheblich. In beiden Ländern teilen die Organisator:innen jedoch im Grossen und Ganzen die gleiche Absicht: den interreligiösen Dialog und das Verständnis zwischen den Religionen zu fördern, wenn auch mit einigen Unterschieden. In beiden Ländern wurde ein guter Start hingelegt, aber es gibt noch mehr zu erreichen.

Ausblick

Während beide Länder viel erreicht haben, gibt es Ideen, wie man voneinander lernen könnte. Ein Online-Portal für die Schweiz, ähnlich dem in Grossbritannien, mit dem man schnell Standorte finden kann, wäre nützlich, und die offensichtlichen Lücken könnten auch dazu beitragen, jene Kantone, die sich nicht beteiligen, zu einer aktiveren Rolle zu ermutigen. Alle britischen Kirchen, nicht nur die anglikanische Kirche, werben im Vorfeld stark für die «Interfaith Week». Die Websites der verschiedenen Schweizer Kirchen, die immer noch die grössten religiösen Gruppen sind, könnten die Woche der Religionen im Vorfeld stärker hervorheben. Auf britischer Seite könnte ein individuellerer Ansatz, bei dem die Veranstaltungen nicht nur Teil eines nationalen Ereignisses, sondern Teil des lokalen Zusammenhalts sind, die Beteiligung erhöhen.


[1] Die berüchtigten Unruhen in Bradford, die 2001 stattfanden und wochenlang für britische Schlagzeilen sorgten, werden immer als «Bradford-Rassenunruhen» bezeichnet, niemals als «Bradford-Religionsunruhe».

[2] Art. 72 Abs. 2 der Bundesverfassung weist Bund und Kantonen die Verantwortung für den Religionsfrieden zu, in Wirklichkeit verfolgt der Bund jedoch einen minimalistischen Interventionsansatz.

[3] Die englische Website enthält hilfreicherweise eine interaktive Karte mit Veranstaltungen, etwas, das es wert sein könnte, der Schweizer Website hinzufügen.

Autor

  • Mark Fox

    Doktorand im Fachbereich Religionswissenschaft an der Universität Luzern ||| Mark Fox ist Doktorand im Fachbereich Religionswissenschaft an der Universität Luzern. Er hat einen Master in Religion am Kings College London mit einer Dissertation über die religiöse Differenz in der Schweiz abgeschlossen. Er lebt etwa die Hälfte des Jahres in Grossbritannien und die andere Hälfte in der Schweiz. Seine Forschungsinteressen sind die Entwicklung des föderalen Religionsdialogs in der Schweiz und der interreligiöse Dialog zum Aufbau besserer Gesellschaften in beiden Ländern. Er ist Treuhänder des Faith & belief Forum. Er hat Familie in Grossbritannien und der Schweiz, ist verheiratet und hat drei Kinder.

Ein Gedanke zu „Die schweizerische Woche der Religionen und die Britische interreligiöse Woche

  • Satish Joshi sagt:

    Sehr gut ‚komponiert?.

    Ich empfehle allen, die für interreligiöse bzw. interkulturelle Angelegenheiten interessiert sind, diesen Bericht zu lesen und zu ‚verdauen‘. Die Schweiz ist gut beraten, keine religiösen Minderheiten oder Ethnien in einer Gemeinde oder einem Kanton stark dominierend werden zu lassen. Die schweizerische Eigenart und das Kulturverhalten muss beibehalten werden.

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