Interreligiöser Dialog  ·  Schweiz
Ann-Katrin Gässlein

Religionsverbindende Feiern in der Schweiz – Teil 2

Gemeinsam feiern, obwohl man nicht zur selben Religion gehört, kann Menschen verbinden. Erfahrungen aus der Praxis in der Schweiz zeigen jedoch, dass einen solche Feiern mit zahlreichen Schwierigkeiten konfrontieren. Unterschiedliche Machtverhältnisse und Ressourcen, zu wenig Sensibilität für das Erleben des Gegenübers und nur wenige praxisorientierte Anleitungen, machen diese Arbeit herausfordernd – und dennoch sehr bereichernd. Ann-Katrin Gässlein, promovierte Theologin, gibt Einblicke in die Ergebnisse ihrer Studie zu religionsverbindenden Feiern in der Schweiz.

In der Schweiz sind sie vielerorts schon lange bekannt: «Interreligiöse», «multireligiöse» oder – neutraler gefasst – «religionsverbindende» Feiern gibt es seit rund 30 Jahren. Religionsverbindende Feiern nehmen sehr unterschiedliche Gestalt an: als spontane Feiern einer privaten Arbeitsgruppe, als Abschlussfeiern eines Schuljahres, als öffentliche Liturgien anlässlich von Katastrophen und Trauerfällen, als feierliche Einweihungen und Eröffnungen von Gebäuden, als private Segnungen von (Ehe-)paaren oder als thematisch fokussierte Veranstaltungen. 

In der vielfältigen Landschaft der interreligiösen Feiern in der Schweiz zeichnen sich komplexe Dynamiken und herausfordernde Fragestellungen ab. Von der Teilnahme unterschiedlicher religiöser Gruppen bis hin zur Wahl der passenden Begrifflichkeiten und Örtlichkeiten – dieser Artikel wirft einen Blick auf die Facetten und Herausforderungen religionsverbindender Feiern. Dabei werden nicht nur religiöse, sondern auch gesellschaftliche und kulturelle Aspekte beleuchtet, die dieses Zusammenkommen prägen.

Welche Begriffe soll man verwenden?

Die von den christlichen Kirchen in Deutschland und Österreich verlangte Sprachregelung «multireligiös» wird in der Schweiz nicht beachtet. «Interreligiös» ist breit verankert, schickt sich aber an, von «spirituell» abgelöst zu werden. Dies entspricht einem allgemeinen Trend, wie in der Schweiz über «Spiritualität» und «Religion» gesprochen wird. Die Bezeichnung «Gottesdienst», die von Seiten der Kirchen untersagt wird, stösst hingegen bei nicht-christlichen Mitwirkenden teilweise auf Zustimmung, und zwar dann, wenn der Anlass insgesamt einer religiösen Atmosphäre entspricht. 

Die Bezeichnung «Gottesdienst», die von Seiten der Kirchen untersagt wird, stösst hingegen bei nicht-christlichen Mitwirkenden teilweise auf Zustimmung.

Evangelisch-reformierte Personen bevorzugen tendenziell die Bezeichnung «Gebet» für religionsverbindende Feiern. Nicht alle verstehen unter «Gebet» aber dasselbe. Fragt man Muslime, Musliminnen, Juden und Jüdinnen, ob es sich bei dem Anlass um ein «Gebet» gehandelt hat, können sie dies verneinen, weil Gebete aus ihrer Sicht die eigenen «Pflichtgebete» sind. Römisch-katholische Personen bevorzugen den Begriff «Feier»; das weckt wiederum bei anderen Vorstellungen von einem Grossanlass wie das Fastenbrechen oder säkulare Veranstaltungen. Hier lohnt es sich, im Vorfeld offen über die möglichen und gewünschten Bezeichnungen zu sprechen.

Querschnittsprobleme und Reibereien

Die Fragen nach der Rolle von Frauen, der Mitsprache junger Secondos und alles rund um «rituell-repräsentative Kompetenzen» zeigen sich als Querschnittsprobleme bei fast allen beteiligten Religionsgemeinschaften. Im Aufeinandertreffen unterschiedlicher Personen und gesellschaftlicher Vorstellungen kommt es gelegentlich zu Reibereien. So ist der Wunsch, junge Menschen einzubinden, zwar überall vorhanden, muss aber in der Realität häufig traditionellen Strukturen weichen. Bei der Frage, wer welche Rituale ausführen darf, können Weltbilder aufeinanderstossen. Für Christen und Christinnen ist es manchmal unverständlich, wenn zum Beispiel buddhistische Laien alles vorbereiten, aber am Schluss ein geweihter Bhikshu auf Sanskrit rezitiert. 

Christen und Christinnen wollen heute in der Regel Frauen fördern und die Geschlechter sprachlich wie thematisch berücksichtigen. Ihr Anspruch an eine paritätische Rollenverteilung setzt sich zuweilen auch gegenüber religionspolitischen Repräsentationen – meist verkörpert durch ältere Männer in hohen geistigen Ämtern – durch. Dies kann dazu führen, dass gerade in religionsverbindenden Feiern auf einmal Laien und Frauen – aus dem Judentum, dem Buddhismus oder dem römisch-katholischen Christentum – eine zentrale Rolle übernehmen, obwohl sie nicht das spirituelle Oberhaupt ihrer Gemeinschaft sind. 

Wer alles nicht teilnehmen kann, will oder darf

Nicht-christliche Mitwirkende vertreten in fast allen Fällen gemässigte bis liberal-progressive Positionen innerhalb ihrer eigenen Tradition. Häufig sind es Menschen, die überkonfessionell, sprach- und länderübergreifend denken, deren Herkunftsfamilie schon bi-religiös ist oder deren Partner oder Partnerinnen oder Schwiegerkinder einer anderen Religion angehören. Natürlich engagieren sich auch solche, die in religionsverbindenden Feiern eine Chance sehen, die öffentliche Wahrnehmung und gesellschaftliche Anerkennung ihrer Minderheitenreligion zu verbessern. 

Migranten und Migrantinnen aus unterschiedlichen christlichen Konfessionen, aber auch Mitglieder aus christlichen Freikirchen oder Sondergruppen können, wollen oder dürfen nicht teilnehmen: Zu den durchaus unterschiedlichen Gründen gehören eigene theologische Vorbehalte gegenüber dem interreligiösen Dialog, Bemühungen, sich gegenüber «Sekten» abzugrenzen, das Bestreben, den Austausch rein innerchristlich-ökumenisch zu bewahren wie auch die Angst, das nichtchristliche Gegenüber zu dominieren – was schnell passieren würde, wenn zu viele unterschiedliche Christen und Christinnen vor Ort erscheinen. 

Migranten und Migrantinnen aus unterschiedlichen christlichen Konfessionen, aber auch Mitglieder aus christlichen Freikirchen oder Sondergruppen können, wollen oder dürfen nicht teilnehmen.

Sunnitische Muslime und Musliminnen, die in der Diyanet İşleri Başkanlığı organisiert sind und direkte Verbindungen in die Türkei pflegen, spielen im interreligiösen Dialog keine relevante Rolle. Sie sind innerhalb der islamischen Community der Schweiz nicht tonangebend und werden von den Verantwortlichen für religionsverbindende Feiern aus politischen Gründen nicht unbedingt bevorzugt. All diese Ausschlussprozesse werden vereinzelt von den Akteuren selbst wahrgenommen; und von einigen problematisiert, von anderen verteidigt.

Zuletzt wird die heute zunehmende Präsenz orthodoxer und orientalisch-orthodoxer Christen und Christinnen weitgehend ausgeklammert. Wenn christliche Verantwortliche mit diesen in Kontakt kommen, nehmen sie sie durchaus als Angehörige einer «fremden» Religion wahr und finden es wichtig, dass man sich gegenseitig besser kennenlernt. Im gedanklichen Horizont des offiziellen interreligiösen Dialogs kommen sie aber bislang kaum vor.

Ressourcen und Rückhalt in der Gemeinschaft

Andere Schwierigkeiten liegen auf der Ebene der Ressourcen: Aufgrund ihrer langjährigen Präsenz in der Schweiz sind die christlichen (Gross-)Kirchen fast allen anderen Religionsgemeinschaften hinsichtlich Finanzen, Immobilien, Personal und Vernetzung in der Gesellschaft überlegen. Der Graben verläuft aber weniger zwischen Christen und Christinnen und allen anderen als vielmehr zwischen der langjährig in der Schweiz ansässigen Bevölkerung und den eingewanderten Migranten und Migrantinnen. Viele von ihnen befinden sich in prekären ökonomischen Situationen. Sie haben also auf verschiedenen Ebenen nicht dieselben Ressourcen, um sich zu beteiligen.

Mitwirkende an einer religionsverbindenden Feier.

Innerhalb ihrer eigenen Pfarreien oder Kirchgemeinden sehen sich engagierte Christen und Christinnen trotz ihrer relativ komfortablen (Anstellungs-)Situation als Einzelkämpfer und -kämpferinnen. Viele bedauern, dass interreligiöse Arbeit keineswegs überall als «Kerngeschäft» gesehen wird, sondern immer wieder unter Legitimationsdruck gerät. Sie selbst empfinden ihr Engagement trotz erheblicher Anstrengungen als befriedigend und horizonterweiternd. Auch nicht-christliche Mitwirkende erleben ihre Mitwirkung in religionsverbindenden Feiern sehr bereichernd, trotz der damit verbundenen zeitlichen und personellen Investitionen.

Was ist der richtige Ort für das gemeinsame Feiern?

Der bevorzugte Ort für religionsverbindende Feiern ist – neben der freien Natur – der Sakralraum. Dieser transportiert Feierlichkeit, Würde und Geschichtsträchtigkeit. Moscheen und Hindutempel gibt es bislang nur an zentralen Orten; christliche Kirchen sind dann naheliegend, wenn sie eine (interreligiöse) Mehrfachnutzung bereits in ihr pastorales Konzept übernommen haben. Zu bedenken gilt, dass die Wahl eines Raumes auch ausschliessend wirken kann und sakrale Räume und insbesondere Kirchen nicht für alle den gleich einladenden Charakter haben.

Dass der sakrale Raum (hier die Kirche) für viele ausschliessend wirken kann, ist gerade Christen und Christinnen oft sehr bewusst und sie schlagen deshalb die Kirche als Ort für Feiern oft gar nicht vor, beziehungsweise versuchen, andere Orte einzubringen. Hier ist der Hintergrund das «Betretverbot» christlicher Kirchen, das sich vor allem im Judentum in Jahrhunderten der Diaspora im christlichen Umfeld entwickelt hat. Dem Sakralraum «Kirche» skeptisch gegenüber sind teilweise auch Konvertiten und Konvertitinnen, die manchmal keine Kirche (mehr) betreten wollen. Diese Sensibilität und Rücksichtnahme stossen dann zum Beispiel bei Gläubigen aus Indien auf Unverständnis, auf die ein bekannter und feierlicher Raum mit viel Prunk sehr anziehend wirkt. 

In der Praxis wird immer wieder mit der «Ausstrahlungskraft» eines Ortes argumentiert, aber die Zahlen der Mitfeiernden stützen keine eindeutige Position.

In der Praxis wird immer wieder mit der «Ausstrahlungskraft» eines Ortes argumentiert, aber die Zahlen der Mitfeiernden stützen keine eindeutige Position. Feiern in einem (neutralen) Kulturzentrum werden nicht besser besucht als solche in einer Gemeindekirche. Die Mehrheit der Mitfeiernden kommt immer aus der jeweiligen «Gastgeber-Gemeinde». In der Tendenz ziehen Geschichtsträchtigkeit und «Prestige» eines (Sakral-)Raumes doch am meisten Menschen an. Für nicht-kirchliche (Sakral-)Räume spricht dann, wenn eine engagierte Gemeinde im Anschluss an die Feier zu einem Essen oder einem «Tag der offenen Tür» in ihrer Moschee oder ihrem Hindu-Tempel einlädt.

In der Literatur wird im Blick auf religionsverbindende Feiern die Bilder- und Statuenproblematik (katholischer) Kirchenräume diskutiert. Dabei handelt es sich um das in den Zehn Geboten formulierte Verbot, sich ein Bildnis Gottes zu machen, beziehungsweis fremde Götter und Götzen – worunter auch Darstellungen von Heiligen fallen – zu verehren.

Schwierig sind zum Teil auch Gräber und Sarkophage in einigen katholischen Kirchenräumen, wie in den grossen Kathedralen in der Schweiz. Für gewisse Religionen kann eine «Annäherung» an die Gräber von Toten zu ritueller Unreinheit führen. Angesichts der hohen Komplexität religionsverbindender Feiern verliert dieses Thema jedoch an Relevanz. Andere Aspekte sind zentraler: Die architektonische Anlage einer katholischen Wege-Kirche, die auf den Kommuniongang ausgerichtet ist, gerät an ihre Grenzen, wenn ein Musikensemble platziert und Gemeinschaft im Raum erfahrbar gemacht werden soll. Es braucht eine gute Akustik und tragbare Mikrofone als Minimum an technischer Ausstattung. Wenn dem keine Beachtung geschenkt wird, kommt es schnell zu Überforderung und Störungen. 

Konzentration auf das Wort

Typisch für christliche Sakralräume ist das Glockengeläut. Als rituell gestaltetes Anfangs- und Schlusssignal wird dies in religionsverbindenden Feiern nicht verwendet, kann aber als Uhrzeitläuten ein unfreiwilliges Strukturelement werden. Wenn das Glockengeläut nicht einfach «ausgeblendet», sondern bewusst eingesetzt würde – allenfalls noch in Kombination mit dem Läuten von Zimbeln und Instrumenten anderer religiöser Traditionen – könnten interessante akustische Räume entstehen. 

Die Hauptkonzentration der Verantwortlichen liegt nämlich auf dem Wort, dem vorgetragenen und dem gebeteten: Aus der christlichen Tradition eignen sich aber nur wenige Texte, und meist solche, die von kulturgeschichtlich hoher Relevanz sind, wie die Seligpreisungen. Eine ergiebige Quelle sind die Psalmen, die auch in kirchlichen Handreichungen nahezu durchgehend empfohlen werden. Die Psalmen sind auch die einzigen Beispiele eines legitimen gemeinsamen – christlich-jüdischen – Gebetsschatzes. 

Christologische Rede bereitet aber in der Praxis vielen christlichen Verantwortlichen grundsätzlich Mühe, was vermutlich mit einem Säkularisierungsprozess zusammenhängt.

Andere Formen lehnen offizielle Positionspapiere strikt ab, zum Beispiel gemeinsam formulierte neue Gebete – die Synkretismus-verdächtig und daher unerwünscht sind –, oder «religionsfremde» Übernahmen – wie die Rezitation islamischer Suren durch christliche Vertreter oder Vertreterinnen. In der Schweiz haben die meisten Verantwortlichen diese Prinzipien verinnerlicht, selbst wenn sie angeben, keine kirchlichen Handreichungen zu kennen.

In der Literatur stellt das christologische Bekenntnis die grösste Herausforderung im religionsverbindenden Kontext dar. Erwartet wird, dass das christliche Spezifikum – das Gebet an Gott, den Vater, durch den Sohn Jesus Christus, im Heiligen Geist – entweder in Gebetstexten als Formel erhalten bleibt, oder in der Vorbereitung zur Sprache kommt. Voraussetzung für gemeinsames Feiern wäre demnach eine Auseinandersetzung über Monotheismus und Trinität. Christologische Rede bereitet aber in der Praxis vielen christlichen Verantwortlichen grundsätzlich Mühe, was vermutlich mit einem Säkularisierungsprozess zusammenhängt.

Eine ausschliessliche Rede von Gott als Schöpfer und Vater scheint für religionsverbindende Gebete besser zu passen. Für Christen und Christinnen sind aber gerade diese Prozesse ein interessantes Lernfeld, um ihre eigenen religiösen Überzeugungen zu reflektieren und auch im Gespräch mit anderen Christen und Christinnen weiterzuentwickeln. 

«Religiös» wird ein Anlass durch Segen und Fürbitte

Um eine Feier letztlich als «religiös» qualifizieren zu können, betrachten christliche Verantwortliche zwei Punkte als unverzichtbar: Es ist einmal der Segen über alle Anwesenden und die Fürbitte – als Ausdruck der konkreten Mitwirkung der Mitfeiernden und ihrer Verantwortung.

Fürbitten sind ein zentraler Bestandteil christlicher Liturgien; und intuitiv nennen viele Christen und Christinnen diese als für sie wichtiges Element auch in einer religionsverbindenden Feier. Fürbitten eignen sich auch als «Gemeinschaftsmoment» in unterschiedlicher ritueller Gestalt, beispielsweise als Anzünden von Kerzen, verbunden mit einem stillen Gedanken. Aber auch rituelle Elemente anderer Traditionen – wie das Anbringen von Bändern an einem Baum – kann von christlicher Seite als «Fürbitte» gelesen werden und findet Zustimmung. 

Vor diesem Hintergrund können Christen und Christinnen entweder einen Segen zum Abschluss einer Feier erwarten – oder von vornherein einen Segen ganz ausschliessen, um mit dem «Schlussmoment» nicht ungewollt die Feier zu stark zu dominieren.

Der Segen ist eine komplexe Angelegenheit. Traditionell wird er am Ende des christlichen Gottesdienstes gesprochen, um die «Sendung» der Gemeinde zu betonen, also den Auftrag, das Christentum auch ausserhalb zu leben und zu verwirklichen. Je nach christlicher Tradition ist der Segen dramaturgisch vielfältig gestaltet. Im katholischen Bereich gibt es ganze Feiern, die hauptsächlich auf Segnungen von Menschen oder Gegenständen ausgerichtet sind. 

Vor diesem Hintergrund können Christen und Christinnen entweder einen Segen zum Abschluss einer Feier erwarten – oder von vornherein einen Segen ganz ausschliessen, um mit dem «Schlussmoment» nicht ungewollt die Feier zu stark zu dominieren. Interessant ist, wie Juden und Jüdinnen – in deren liturgischer Tradition «Segen» eine ebenso grosse Rolle spielt – mit dem Dilemma umgehen: In meiner Forschung habe ich erlebt, dass jüdische Personen nie die Gesamtverantwortung einer Feier übernommen haben und so nie Gefahr liefen, zu sehr zu dominieren – und dennoch Menschen, Brot und Wasser segneten, mit hebräischer Rezitation, erhobenen Armen und lauter Stimme.

Davon können sich Christen und Christinnen, denen der Segen wichtig ist, inspirieren lassen: Ein Segen muss keineswegs am Schluss stehen, er kann in Beiträge eingebunden sein. Ob er wichtig ist – weil er die Wirksamkeit Gottes auf die Anwesenden herabruft und performativ wirkt – oder genau auf diesem Grunde übergriffig, kann und soll in Vorbereitungsgesprächen offen und ehrlich angesprochen werden. 

Die Forschung zu religionsverbindenden Feiern in der Schweiz beinhaltete für mich sehr viele neue und überraschende Erkenntnisse. Ich kann die Menschen, die sich im interreligiösen Dialog engagieren, nur ermutigen, auch im Bereich des Feierns weiterzugehen und neue Formen auszuprobieren. Die Zusammenstellung «Gebete und Lieder für religionsverbindende Feiern» mit Beispielen aus fast 30 Sprachen mit Übersetzungen kann hierfür helfen.


Weiterführende Literatur

Riedl, Gerda: Modell Assisi: christliches Gebet und interreligiöser Dialog in heilsgeschichtlichem Kontext, Berlin: De Gruyter 1998 

Müller, Brigitte: Religionsumspannende Gebete, Berlin: Lit 2008.

Gässlein, Ann-Katrin: Religionsverbindende Feiern. Theologisch-liturgische Linien in Handreichungen und Positionspapieren der Kirchen im deutschen Sprachraum. Regensburg: Pustet 2022.

Gässlein Ann-Katrin: Religionsverbindende Feiern in der Schweiz. Religionssoziologische Analyse und liturgiewissenschaftliche Kommentierung. Freiburg i.Br.: Herder 2024.

Beispiele für Handreichungen zu religionsverbindenden Feiern

Reformierte Kirchen Bern-Jura-Solothurn, Fachstelle Migration: «Er hat Liebe und Barmherzigkeit zwischen euch gesetzt.» Handreichung für die Trauung von christlich-muslimischen Paaren, Bern 2007. 

Reformierte Kirchen Bern-Jura-Solothurn, Bereich OeME-Migration, Katholische Kirche Region Bern, Fachstelle «Kirche im Dialog», Christkatholische Landeskirche des Kantons Bern, Arbeitskreis Religion Migration»: Christlich-muslimische Trauerfälle. Eine Handreichung für die christliche Seelsorge, Bern 2017.

Schweizerischer Evangelischer Kirchenbund SEK: Wahrheit in Offenheit. Der christliche Glaube und die Religionen, Bern 2007.

Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz: Leitlinien für das Gebet bei Treffen von Christen, Juden und Muslimen. Eine Handreichung der deutschen Bischöfe (Arbeitshilfe Nr. 170). Bonn 2008.

Zentrum Ökumene der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (Hg.): «Lobet und preiset ihr Völker!» Religiöse Feiern mit Menschen muslimischen Glaubens. Frankfurt a.M.: 2011.


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Autor

  • Ann-Katrin Gässlein

    Religions- und Islamwissenschaftlerin und katholische Theologin ||| Ann-Katrin Gässlein ist Religions- und Islamwissenschaftlerin und katholische Theologin. Sie forscht an der Uni Luzern über religionsverbindende Feiern und Rituale in der Schweiz und arbeitet in St. Gallen beim Team der Cityseelsorge.

Ein Gedanke zu „Religionsverbindende Feiern in der Schweiz – Teil 2

  • Joachim Finger sagt:

    Es wäre manches leichter, wenn wir auf die Ansicht zurückgreifen, dass der Name Gottes in der jüdischen Bibel ein Tätigkeitswort ist. Und wenn wir den Namen Jesu – Jeschu’a – ebenfalls als Tätigkeitswort begreifen, gewissermassen nach Ps 54,3; 65,6; 118,25; Jes 33,22 et al. – es gibt zahlreiche Verbindungen des Gottesnamens mit der Wurzel y-sch-‚ .
    Dann ginge es im zitierten Vers Joh 14,6 nicht um einen bestimmten Gott, sondern um ein Verhalten: „Niemand kommt zu IST-DA als durch meine Lebensart“ („Vater“ verstanden als eine der möglichen Umschreibungen des des Gottesnamens). Gott Raum geben, so leben, dass Gott sich ereignet, dass seine Menschenfreundlichkeit sichtbar wird, das ist Jesu Programm. Dieser sich ereignende Gott macht heil, sehend, zugehörig …., Jesus bringt Gott nahe. Und das kann auch unter einem anderen religiösen Etikett geschehen, Jesus lebt das in seinen Beziehungen vor. An Jesus glauben heisst dann, sich nicht auf seine Person, sondern auf sein Wirken ausrichten. Und das kann auch ein Muslim, ein Hindu etc.
    „Gott, der/die sich ereignet“ überwindet Grenzen – wobei ich ohnehin der Überzeugung bin, dass Gott unendlich grösser ist als unsere Kategorien, die wir brauchen, um uns an etwas festhalten zu können und Identität zu gewinnen.

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